Susanne Gabler Artist

DISAPPEAR

2024 | word art

mementum LED

Memefied Laufschrift, programmierte vernetzte Mikrogeräte
mit LED Matrix display 8x8
eine Kollaboration von Carsten Bund und Susanne Gabler

2025
word art

Die gegenwärtigen und potenziellen gesellschaftlichen Umwälzungen erfordern angepasste und uneingeschränkt freie Formen der künstlerischen Kommunikation. Vor diesem Hintergrund wird die hier beschriebene Aktion als Experiment angelegt, um den Grad an Freiheit und Austauschbereitschaft im öffentlichen Raum auszuloten. 

Die aktuellen politischen Entwicklungen und die Möglichkeit weitreichender gesellschaftlicher Umbrüche verdeutlichen die Notwendigkeit, flexible und uneingeschränkt freie Formen künstlerischer Kommunikation zu erproben. Gerade in Zeiten, in denen etablierte Strukturen ins Wanken geraten oder neu ausgehandelt werden müssen, kann die Kunst durch kreative, subversive und partizipative Ansätze neue Wege des Austauschs aufzeigen. Vor diesem Hintergrund versteht sich die hier vorgestellte Aktion als Experiment, um zu ergründen, wie weit sich künstlerische Freiheit im öffentlichen Raum erstrecken lässt und in welchem Maß die Teilnehmenden bereit sind, sich auf unkonventionelle Kommunikationsformen einzulassen.

Das zentrale Element bildet die Platzierung von LED-Lichtern, an mitstreitenden Künstlern,  die mithilfe eines Routers als Informationsquelle synchronisiert werden. 

 

So entsteht ein visuelles Netzwerk, in dem ein einzelner Daten- bzw. Informationsgeber die Inhalte an zahlreiche LED-Panels sendet. Sobald diese Signale empfangen werden, leuchten alle Einheiten gleichzeitig auf und projizieren eine identische Laufschrift. Dieser koordinierte Prozess illustriert die Funktionsweise vernetzter Kommunikation: Die Botschaften werden komprimiert, weitergegeben und in veränderter Form von einer Vielzahl an Empfängern repräsentiert. Damit entsteht ein Sinnbild für die Verbreitung und Vervielfältigung von Ideen oder sogenannten Memes, die in einer restriktiven Umgebung besonders prekär, aber auch besonders wirksam sein können.

 

Die Formulierung der Inhalte in der Laufschrift zielt darauf ab, eine konzeptuelle Spannung zwischen Sichtbarkeit und Abstraktion zu erzeugen. Die nur kurz aufscheinenden Botschaften sind einerseits offen zugänglich, erfordern jedoch Aufmerksamkeit und Kontext, um vollständig erfasst zu werden. Sie bilden einen flüchtigen, aber eindrücklichen Kommunikationskanal, der – trotz seiner Subtilität – ein subversives Potenzial besitzt. 

 

Der subversive Charakter zeigt sich vor allem darin, dass die Aktion die in vielen Teilen der Gesellschaft existierenden Grenzziehungen zwischen erlaubter und verbotener Kommunikation hinterfragt. Indem die Inhalte mithilfe von privaten Personen, technisch reduziert und über LED-Laufschriften vermittelt werden, umgehen sie gewissermaßen klassische Kontrollmechanismen oder Zensurinstrumente. Gerade in einem restriktiven Umfeld kann dieses Verfahren eine symbolische und real wirksame Strategie sein, um alternative Botschaften öffentlich sichtbar zu machen. Die durch die Synchronisierung hervorgerufene Gleichschaltung der Anzeigen verweist darüber hinaus auf die kollektive Kraft der Teilnehmenden, die sich gemeinsam zu einem diffusen, aber stetigen Informationsfluss formieren.

Insgesamt stellt die Aktion einen Versuch dar, die Grenzen konventioneller Kommunikation, wie sie in restriktiven Gesellschaftsformen etabliert ist, zu erweitern. Sie bietet einen offenen Raum für künstlerische Reflexion über den Status von Information, deren Verteilung und Rezeption sowie über die Fähigkeit von Kunst, trotz Kontrollmechanismen und Repression, alternative Ausdrucksformen sichtbar zu machen. Die Aktion versteht sich somit als experimentelle Erkundung von künstlerischen Strategien, die die klassische Hierarchie von Sender und Empfänger hinterfragen und eine partizipatorische, zugleich aber flüchtige Kommunikationssituation im öffentlichen Raum erzeugen.

In diesem Werk wird deutlich, dass jeder Beteiligte eine eigene Interpretation der Kunstfreiheit besitzt, die maßgeblich die Rezeption und Umsetzung der Aktion prägt. Gerade in der Auseinandersetzung mit zugelassenen oder verbotenen Kommunikationsformen im öffentlichen Raum zeigt sich, wie eng persönliche Vorstellungen von Freiheit mit den konkreten Bedingungen einer restriktiven Gesellschaft verknüpft sein können. Die künstlerische Intervention wird damit zugleich zu einem Spiegel individueller Haltungen: Sie hinterfragt, inwieweit jeder Einzelne bereit ist, bestehende Grenzen zu überschreiten und neue Freiräume zu erschließen.

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